Es gibt immer eine Lösung!
Verena Pizzini und Wolfgang Wurth Gründer Farmento, Natto fermentierte Sojabohnen, waren in der PULS 4 Show 2 Minuten 2 Millionen.
Ein Interview von Sabine Elsässer, Startup Valley
Stellen Sie sich und das Startup Farmento doch kurz vor! Wie ist die Idee zu farmento entstanden?
Warum ausgerechnet Nattō? – Diese Frage wird uns häufig gestellt.
Bei uns war es Liebe auf den ersten Bissen! Der vollmundige Umamigeschmack, die fadenziehende Konsistenz beim Verrühren – bei Nattō empfinden wir eine Einfachheit der sinnvollen Ernährung, die Zufriedenheit gibt, Energie liefert und schnell, vielfältig verfeinert werden kann. Wir wollten frisches Nattō in Bio-Qualität regional und nachhaltig produziert genießen.
Darum gründeten wir im Februar 2019, nach einem Jahr intensiver Tests und Prozessoptimierungen, Farmento. Als Erste in Europa bauen wir in unserer Bio-Landwirtschaft spezielle Nattō-Sojabohnen, die kleiner als die bei uns verbreiteten Sojasorten sind, an.
Nattō, das in Japan wegen seiner Inhaltsstoffe als Quelle der Jugend gilt, findet hierzulande einen zunehmenden Kreis an InteressentInnen. Nicht nur wegen des hohen Proteingehaltes ist Nattō gesundheitsfördernd. Es enthält Vitamin K2, das u.a. in Fleisch in weitaus geringeren Menge enthalten ist und den Knochenbau stärkt. Nattō verfügt über wertvolle Soja-Isoflavone, das Nattokinase-Enzym und Spermidin und gilt daher als ausgesprochenes Superfood. Vergorenes Gemüse erfährt heutzutage eine Art ‚Trend‘. Dies liegt daran, dass sich die im Gemüse bereits enthaltenen Vitamine und Nährstoffe durch die Gärung vermehren und die Darmflora und das sogenannte Mikrobiom stärken. In asiatischen Nationen gibt es seit Jahrtausenden kultivierte Nahrungsmittel wie Nattō, Tempeh oder Kimchi, mit Bakterien und Pilzen vergoren.
Welche Vision steckt hinter Farmento?
Durch das Probieren jahrtausende-alter traditioneller Speisen diverser Kulturen können wir natürliche Ernährung mit besonderen gesundheitlichen Benefits entdecken. Unser Anliegen ist bei Weitem nicht nur, Nattō als leichte, proteinreiche Kost zu etablieren. Vielmehr geht es um eine Erweiterung des Bewusstseins für neue Wege sich einfach, natürlich und sinnvoll zu ernähren. Der biologische Anbau unserer Zutaten, Ressourcen zu schonen und nachhaltig zu handeln sind für uns selbstverständlich.
Wir denken weiter, in folgendem Sinne: Lebensmittel müssen abwechslungsreich in Geschmack und Konsistenz sein. Das kann nur durch Naturprodukte gewährleistet werden, die Vitamine und Nährstoffe liefern. Die Offenheit etwas Neues zu probieren kann nur dann entstehen wenn unsere Lebensmittel pur und vielfältig im Geschmack sind. Wir haben selbst erfahren wie das Erweitern von Ernährungsgewohnheiten den Sinn zu einem neuen Gefühl für -Was braucht mein Körper um gesund zu sein und sich wohl zu fühlen – schärft. Durch den andauernden Konsum gleichschmeckender Produkte, verlernen wir unter anderem auf unsere Bedürfnisse zu achten und spüren die negativen Auswirkungen aufgrund der enthaltenen Zutaten wie Zucker, Emulgatoren, Konservierungsmittel, etc.
Nattō setzt Anreize für ungewohnte Geschmacksrichtungen und genau diese Bereicherung möchten wir teilen.
Wer ist die Zielgruppe von Farmento?
Ernährungsbewusste, vegane, vegetarische Menschen, Menschen mit asiatischen Wurzeln oder Asienbezug, Menschen mit diversen gesundheitlichen Beschwerden, vor allem Darm, Knochen, Zellen, Durchblutung betreffend. Menschen, mit vielfältigen Ernährungsgewohnheiten, wobei häufig selbst gemachtes und fermentiertes auf dem Teller landet und industriell hergestellte Lebensmittel außen vor gelassen werden.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung 2 Minuten 2 Millionen zu bewerben?
Manchmal passieren Dinge im richtigen Moment. Die Redaktion der Sendung kam auf uns zu. Obwohl wir zu jenem Zeitpunkt alle Hände voll zu tun hatten, wollten wir diese Chance nutzen. Unter anderem weil die Märkte 2020 zur Gänze ausfielen. Und somit auch die Möglichkeit bereichernde Gespräche mit MarktbesucherInnen zu führen, sich auszutauschen, zu lernen. Durch die Ausstrahlung bekamen wir wieder Kontakt zu InteressentInnen, sowie Feedback um weiter zu denken.
Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?
Ehrlich gestanden war es bei uns recht knapp bemessen. Wir arbeiteten zwei Wochen davor auf Hochtouren, hatten zeitgleich Erntezeit und eine erhöhte Produktion. Als neue Landwirte, ohne familiären Hintergrund in dem Bereich und als Produzenten frischer Lebensmittel mit relativ kurzer Haltbarkeit, erlebten wir ein Hochgefühl, als alles unter Dach und Fach war. Es war eine lehrreiche Zeit.
Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?
Es ist großartig für intensive, harte Arbeit Anerkennung zu erfahren und stark mit dem Gefühl belohnt zu werden, verknüpft. Unser Glück ist, dass wir sehr viel Wertschätzung für unser Schaffen von unseren KundInnen genießen dürfen. Das ist ein Privileg.
Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch 2 Minuten 2 Millionen viele Interessenten und auch Medien auf Farmento aufmerksam werden?
Wir überlegten lange ob wir unserer Unternehmensphilosophie organisch zu wachsen mit einer derart medialen Reichweite trotzdem treu bleiben. Wir wagten den Schritt, weil wir neugierig darauf waren, ob es ziel- oder irreführend sein würde. Die größte Errungenschaft, neben der zahlreichen positiven Feedbacks war, dass wir aufgrund der kurzzeitig erhöhten Bestellmenge, bereichernde Unterstützung von Menschen bekamen, die viele Dinge so sehen wie wir. Daraus entwickelte sich schlussendlich eine sehr ausgewogene Arbeits- und Lebenssituation, weil wir unsere Strukturen auf ein absolutes Optimum anpassen konnten um die Anforderungen bewältigen zu können. Das hilft einem im Alltag immens weiter.
Welchen Investor hatten Sie im Fokus?
Es geht auch darum, von erfahrenen Geschäftsleuten subjektive Einschätzungen zu erfahren. Das hätte man auch privat erledigen können, allerdings war es reizvoll hoch zu pokern und auch sehr riskant; es hätte ja auch anders ausgehen können. Wir waren wirklich sehr erfreut über die Reaktionen der Investoren.
Wie ging es nach der Sendung weiter?
Zunächst sehr arbeitsintensiv. Man kann sich im Vorfeld der Ausstrahlung bestmöglich vorbereiten, aber auf nichts konkretes. Da wir Tempeh und Natto täglich frisch produzieren, erreichten wir eine vollständige Ausslastung unserer Geräte und Kräfte. Zum Glück waren unsere KundInnen verständnisvoll und geduldig. Wir sind nun dabei die Produktionskapazitäten anzupassen und den enormen Input zu reflektieren.
Farmento, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Ich halte nicht allzuviel von Prognosen. Wir werden dann sehen wo wir in fünf Jahren sind. Menschlich betrachtet bestimmt ein Stück weiter, alles andere wäre nicht natürlich.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
In drei Jahren kann ich vermutlich bessere Tipps geben. Momentan sind es eher klassische Erfahrungswerte, die wir teilen können bzw. gingen wir bisher wie folgt vor:
- Das Bauchgefühl spielt eine große Rolle – aber es muss reflektiert werden, um sich nicht in die Irre zu manövrieren;
- Durchhaltevermögen, braucht es zwischendurch wenn ein naheliegendes Ziel vielversprechend ist
- Klarheit auf rationaler Ebene – was ist hinsichtlich der finanziellen Lage, der geistig und körperlichen Leistung, der allgemeinen Gegebenheiten realistisch. Da gibt es immer ein wenig Spielraum ins Unmögliche hinein, den man besser nicht zu sehr einbezieht. Wenn man ein wenig risikobereit ist, passiert das ohnehin, dass man mehr schafft als man sich vorgenommen hat oder auch weniger, dann – es gibt immer eine Lösung!